Konzentration auf Wiener Stadtgebiet

Mit der 3. Piste wird der Geradeausanflug auf die 1. Piste über das gesamte Stadtgebiet einzementiert und forciert: Sämtliche vom Flughafen eingereichte Szenarien für den Betrieb im Dreipistensystem gehen vom Geradeausanflug auf die 1. Piste aus. Da die An- und Abrollwege für die 3. Piste über die 2. Piste führen, wird diese weitgehend stillgelegt.  -> Lage und Dimension der 3. Piste.

Im Parallelpistensystem aus alter 1. Piste und neuer 3. Piste soll dann „auf Teufel komm raus“ geflogen werden.

Gleichzeitig sollen damit die Starts über das Stadtgebiet, vor allem Liesing und Favoriten, vervierfacht werden. Die vom Flughafen dort geplanten durchschnittlich 100 Starts pro Tag bedeuten, dass praktisch unterunterbrochen, auch in der Nacht, über dicht besiedeltes Wiener Stadtgebiet gestartet wird. Dazu kommt, dass die immer größeren Maschinen schlechter steigen und damit noch tiefer und lauter über Wiener Stadtgebiet fliegen.

4 SZENARIEN FÜR DIE ZUKUNFT

Vorab zum besseren Verständnis:

Flugzeuge müssen ab etwa 14 km/h einer bestimmten Windgeschwindigkeit aus Sicherheitsgründen gegen den Wind landen. Daraus folgt, dass bei Südost-Windlagen ab 14 km/h Landungen über Wien geführt werden müssen. Die Austro Control leitet aber auch bei Windstille massenhaft Landungeanflüge über Wien.

Windstille und Südostwind sind tendenziell schönwettergekoppelt, während Westwind tendenziell schlechtwettergekoppelt ist.

Szenario 1: am wahrscheinlichsten

Alle Landungen bei SO-Wind werden auf der „alten“ 1. Piste durchgeführt und die Starts auf der neuen 3. Piste Richtung Osten.

Der Flughafen hat im Szenario 1 der Parallelpisten 1 und 3 die maximale Kapazität.

Zum Vergleich, London Heathrow wickelt über ein solches 2-Pisten Parallelsystem jährlich rund 470.000 Flugbewegungen mit rund 73 Mio. Passagier ab (2014).

Szenario 2: nicht ausgeschlossen

Es erfolgt ein Parallelanflug über Wien auf die 1. und 3. Piste zum Aufteilen der Landungen auf beide Pisten (alt und neu). Starts erfolgen auf beiden Pisten Richtung Osten.

Dieses Szenario war Bestandteil der Einreichung der Umweltverträglichkeitserklärung (UVE) vom Flughafen Wien.

Auch wenn es vom Antragsteller zwischen zeitlich zurückgezogen wurde, gibt es keine verbindliche Auflage im Genehmigungsbescheid, die einen solchen Parallelanflug für die Zukunft verhindert.

Szenario 3: unrealistisch

Es finden gekurvte Landungen (Curved Approach) auf der neuen 3. Piste im Massenbetrieb zur Entlastung des Wiener Stadtgebietes statt.

Dieses Szenario ist aus heutiger Sicht unrealistisch, da man sowohl technisch als auch wetterbedingt den Curved Approach nicht im Massenbetrieb fliegen kann (so auch das Verkehrsministerium -> Anfragebeantwortung BMVIT).

Im Verfahren für die 3. Piste wird fälschlich unterstellt, dass 100% der Landungen auf die neue Piste ab 2025 „curved“ geflogen werden.

Szenario 4: unmöglich

Eine Entlastung des Stadtgebiets über den curved approach für die 1. Piste wird für alle Zeiten verunmöglicht. Der Landeanflug über das gesamte Stadtgebiet wird einzementiert.

 

Die geplante 3. Piste verhindert die mögliche Einführung des gekurvten Anflugs auf die 1. Piste für alle Zeit.

Ein Schmankerl zum Abschluss

2002 versprach der damalige Chef der Austro Control, Johann Zemsky, für das Jahr 2007 den „curved approach“ für die 1. Piste, um Wien von den Landeanflügen zu entlasten. Heute will keiner der Verantwortlichen mehr etwas davon wissen, da dem Flughafen in der „Mediation“ der Wiener Luftraum zur Expansion zugesprochen wurde.

ORF-Meldung vom 3.9.2002:

Neues Landesystem soll Ruhe bringen
Die für die Flugsicherung in Österreich zuständige Austro Control arbeitet an einem neuen satellitengestützten Leitsystem, mit dem Flugzeuge um die Stadt herum geführt werden, bevor sie in Schwechat landen.

Erst in fünf Jahren
In fünf Jahren soll es soweit sein, rechnet Johann Zemsky, Vorstandsdirektor der Austro Control. Hörbar wird das vor allem in den jetzigen Einflugschneisen über Steinhof und über die Anflugstrecke via Floridsdorf und Donaustadt.

Johann Zemsky:
„Wenn es solche System gibt, wo man einen gekurvten Anflug machen kann, dann werden wir die gekurvten Anflüge so optimieren, dass das Stadtgebiet nur im allernotwendigsten Ausmaß berührt wird.

Man wird einen Unterschied sehr bemerken. Vor allem in den westlichen Bereichen und im nördlichen Bereich, wo man ja auch auf die eine Piste anfliegt, wird es sicher spürbare Entlastungen geben.“

Nicht alle Bezirke entlastet
Dass aber kein einziges Flugzeug mehr über diese Gebiete fliegt, kann Zemsky nicht versprechen.
Die Bewohner von Favoriten und Simmering werden von dem neuen Anflugsystem weniger profitieren. Diese Bezirke liegen zu nahe am Flughafen.